Von Jan-Peter Schacht, Business Advisor im Veränderungs- und Nachhaltigkeitsmanagement

Warum?
Weil Nachhaltigkeit in seiner ganzen Komplexität verstanden, jedem Unternehmen substanzielle und wirtschaftliche Sicherheit für seinen Fortbestand über die nächsten Jahrzehnte geben wird. Leider wird Nachhaltigkeit immer mehr als regulatorische Gängelei verstanden, denn als unternehmerische Notwendigkeit. Viele Unternehmen aus allen Branchen haben bereits den Nachweis erbracht, dass man als ganzheitlich nachhaltig arbeitendes Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich sein kann. Dies setzt aber die intensive und ernsthafte Auseinandersetzung mit der Nachhaltigkeit aus systemischer Sicht voraus.
Was sind die Erfolgsfaktoren?
In verschiedenen Studien wurden diverse Erfolgsfaktoren empirisch erarbeitet. Als erstes wird nach einer vom Management gemeinsam getragenen Definition von Nachhaltigkeit gesucht. Diese Übung mag banal klingen, ist aber die tatsächliche „Eintrittskarte“ in die komplexe Welt der Nachhaltigkeit. Daraus abgeleitet sollten eine Vision sowie die langfristigen Ziele festgelegt werden. Idealerweise erfolgt eine sogenannte „Purpose“-Definition. Es wird deutlich, dass sich richtig verstandene Nachhaltigkeit in Form einer gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Relevanz zeigt, die vor allem einen ökologischen Impact hat. Die Ausbildung und die Entwicklung eines gewissen Grundverständnisses in den breit angelegten Konzepten der Nachhaltigkeitsüberlegungen sind ebenfalls essenziell, sind doch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Führungskräfte diejenigen, die sukzessive dafür sorgen müssen, dass das Unternehmen sich in seinen Prozessen, seinen Produkten und bei seinen Stakeholdern nachhaltiger aufstellt. Nachdem ein oder mehrere Nachhaltigkeitsframeworks ausgewählt wurden, wird eine Roadmap entwickelt, welche unter relevanten Anpassungen die nächsten Jahre der Umsetzung beschreibt. Um die Veränderung auch wirtschaftlich sinnvoll zu gestalten, wird ein Business Case beschrieben. Aus diesem muss zwingend hervorgehen, dass die Veränderung in den ersten Jahren erst einmal Geld kosten wird. Auf der Führungsebene wird sich eine Führungskultur etablieren müssen, die Nachhaltigkeit honoriert sowie incentiviert und vor allem Innovation fördert. Innovation in Kombination mit der Zusammenarbeit mit allen Stakeholdern sind die Schlüssel zu einer erfolgreichen Transformation.

© Jan-Peter Schacht
Was sollte man nicht machen?
Die Veränderung zu einem nachhaltigeren Unternehmen muss als eine „Reise“ verstanden werden, die niemals endet. Den Zustand einer 100% Nachhaltigkeit im wissenschaftlichen und im operativen Sinn wird es niemals geben. Patagonia, welches als eines der nachhaltigsten Unternehmen angesehen wird, hat diese Überlegung in 2023 in einem bemerkenswerten Social Media Post verkündet und damit zum Nachdenken angeregt. Auch Schnellschüsse sind zu vermeiden. Eine Referenz zu allen bunten UN SDGs auf der Homepage, eine Elektrifizierung des Fuhrparks, Solarpaneele auf dem Dach und Bienenstöcke im Garten machen kein Unternehmen nachhaltig. Dies ist Greenwashing oder wie im Bezug auf die UN SDGs gesagt wird: Green Rainbowing.
Was kann man erreichen und warum ist dies wichtig?
Mit der sukzessiven Aufstellung des Unternehmens in Richtung eines nachhaltigeren Arbeitens, Produzierens und Wirkens (Impact!) wird das Unternehmen zukunftssicherer und stabiler aufgestellt. Alle Parameter sind derzeit so aufgestellt – und daran wird sich auch nichts mehr ändern -, dass nur nachhaltig aufgestellte Unternehmen langfristig überleben werden. Es sind die Anforderungen der Banken und Versicherer, der Gesetzgeber und last but not least aller sonstigen Stakeholder: der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten sowie aller sozialen Gruppen. Alle erwarten auf kurze bzw. spätestens lange Sicht eine nachvollziehbare und durchdachte Ausrichtung zu mehr Nachhaltigkeit. Schlussendlich sollte es auch der Antrieb eines jeden Unternehmers sein, sich langfristig nachhaltiger seiner Umwelt und der Gesellschaft gegenüber aufzustellen.
Wie sollte man vorgehen und was bringt das?
Neben der Beachtung der oben erwähnten Erfolgsfaktoren, ist die Entwicklung einer Nachhaltigkeitsagenda empfehlenswert. Diese bildet die Basis für die interne und externe Kommunikation gegenüber allen Stakeholdern. Sie ist das Fundament für die bilanzielle Berichterstattung und sorgt für Transparenz in der Bankenkommunikation. In der Nachhaltigkeitsagenda werden nach intensiven Diskussionen auf der Unternehmens-leitungsebene die Vision, der Purpose und die langfristigen Nachhaltigkeitsziele formuliert. Diese werden operativ heruntergebrochen und die Governance entsprechend angepasst. Zusätzlich erfolgt die Formulierung der Kommunikationsinhalte, welche die Veränderung nach innen und nach außen erklärt. Eine Nachhaltigkeitsagenda ist somit das Framework, welches die Veränderung der nächsten Jahre beschreibt und die Inhalte der Veränderung nachvollziehbar detailliert.
Was darf man nicht erwarten?
Die Veränderung zu einem nachhaltigen Unternehmen wird niemals enden und darf daher nicht als klassisches Projekt verstanden werden, bei dem sich die Erfolge schnell einstellen. Es werden sich sukzessive Erfolge einstellen, diese können aber auch immer wieder von Rückschlägen unterbrochen werden. Die Transformation wird Geld, Zeit und intensive Auseinandersetzungen erfordern, keine Veränderung der letzten Jahrzehnte war und ist so komplex. An den vielen Erfolgsgeschichten von Unternehmen, die sich auf die Reise gemacht haben, kann man sehen, was alles möglich ist. Die wichtigste Botschaft aber lautet, dass Unternehmen, die sich nachhaltiger aufstellen, wirtschaftlich erfolgreich sein können und werden.
Zum Autor:
Jan-Peter Schacht ist ein international erfahrener Berater, Projektleiter, Interim Manager und Business Advisor. Er berät seit über 28 Jahren kleine Unternehmen bis hin zu internationalen Großkonzernen in diversen Industrien zum Thema Veränderungs- und Nachhaltigkeitsmanagement. Erfahren Sie hier mehr über Jan-Peter Schacht.
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