Von Burkhard Schwarz, Gründer der Plattform thg-vergleichstest.at
Brauche ich zuhause eine Wallbox?
Diejenigen Elektroautofahrerinnen und -fahrer, die zuhause laden können, stehen früher oder später vor der Frage: lohnt sich die Investition in eine Wallbox? Reicht nicht auch der Strom aus der Steckdose?
Untersuchungen des Fahrverhaltens zeigen, dass am Tag durchschnittlich eine Strecke von lediglich 40 km zurückgelegt wird – in der Stadt noch deutlich weniger. Die dafür notwendige Energie ist nach zwei Stunden an der Haushaltssteckdose wieder nachgeladen. Über Nacht können in acht Stunden sogar 160 km nachgeladen werden – falls doch einmal mehr gefahren wird. In über 90% der Anwendungsfälle reichen also die 3,7 kW der Haushaltssteckdose (16 A bei 230 V) aus. Warum dann in eine 11 kW- oder gar 22 kW-Wallbox investieren?
Der Grund, der für die Wallbox spricht, ist eher ein Aspekt der Sicherheit als einer der Leistung – und der ist gravierend: eine Schuko-Steckdose ist nicht für eine Dauerleistung von 3,7 kW ausgelegt. Die Absicherung der Stromstärke auf 16 A ist mehr ein kurzfristiger Spitzenwert als eine dauerhafte Last. Es besteht Brandgefahr! Auch dann, wenn eine neue und eigens abgesicherte Leitung direkt vom Zählerkasten zur Verbrauchsstelle gelegt wurde, an der nur die Steckdose zum Laden des Autos hängt. In der Regel wird jedoch die nächstliegende Steckdose in der Garage oder auf dem Hof verwendet, über die noch zahlreiche andere Verbraucher des Haushalts versorgt werden. Hier wird es wirklich gefährlich: durchgeschmorte Leitungen und Stromausfall im gesamten Haus können die Folge sein, im Extremfall sogar Feuer.
Burkhard Schwarz, Plattformbetreiber thg-vergleichstest.at
Die fehlende Steckerarretierung und das Gewicht des Ladekabels, das an der Haushaltssteckdose zieht, sind weitere Gefahrenquellen. Diese Umstände können dazu führen, dass der Stecker nicht fest in der Steckdose sitzt oder sich über die Zeit lockert und sich damit hohe elektrische Übergangswiderstände einstellen, die wiederum zu thermischer Überhitzung führen. Zudem verbrauchen die mit der geringen Ladeleistung einer Haushaltssteckdose einhergehenden langen Ladebereitschaftszeiten des E-Autos unnütz Energie.
Die Kosten einer guten Wallbox sind unterdessen moderat: € 300,- für die Anschaffung sowie weitere € 200,- für die Installation durch den Fachmann sind in Bezug auf die gebotene Sicherheit gut investiertes Geld!
Lesen Sie im nächsten Update:
Witterungsabhängige Verbrauchswerte von E-Autos und wie Sie Strom sparen können!
Zum Autor:
Burkhard Schwarz ist Ingenieur für Elektrotechnik und Fachmann für regenerative Energien. Zudem betreibt er als Pionier der Elektromobilität unter thg-vergleichstest.at eine Vergleichsplattform zur Beantragung der THG-ePrämie in Österreich.