Von Burkhard Schwarz, Gründer der Plattform thg-vergleichstest.at .
Nun ist es Gesetz in Österreich: Ab 01.01.2024 fällt für den privaten Erwerb von Photovoltaikanlagen und Stromspeichern bis zu einer Leistung von 35 kWp keine Mehrwertsteuer mehr an. Das gilt auch für sogenannte Balkonkraftwerke. Die Regelung gilt zunächst für zwei Jahre und umfasst ebenso die Installation und etwaiges Zubehör. Damit werden Solaranlagen im nächsten Jahr um fast 17% günstiger1.
Mit dieser neuerlichen und unbürokratischen Förderung steht dem beschleunigten Ausbau der Solarenergie nichts mehr im Wege. Aber wie dimensioniert man eine Photovoltaikanlage richtig und was ist der Unterschied zwischen kW, kWp und kWh?
Burkhard Schwarz, Plattformbetreiber thg-vergleichstest.at
Bedarfsabschätzung
Ein Einfamilienhaus mit 4-Personenhaushalt verbraucht pro Jahr etwa 5.000 kWh elektrische Energie, ein Elektroauto schlägt bei einer Jahresfahrleistung von 15.000 km nochmals mit 3.000 kWh zu Buche. Nach Faustregel sollte man dafür mindestens eine Leistung von 12 kWp auf dem Dach des Gebäudes installieren.
Speicher
Der Umstand, dass nachts die Sonne nicht scheint, lässt sich gut mit einem Speicher kompensieren. Dieser sollte in kWh so groß dimensioniert werden wie es der Dachleistung in kWp entspricht, in unserem Beispiel also 12 kWh. Dieser Wert entspricht ebenso dem Nachtverbrauch. Aufgrund der nicht unerheblichen Kosten werden viele Speicher leider (mit um die 5 kW) zu klein ausgelegt, so dass der Speicher – auch im Sommer – abends um 22 Uhr schon wieder leer ist.
Der Ertrag einer Photovoltaikanlage bricht in den Monaten von Dezember bis Februar um 90% ein, da die Sonne tief steht, selten scheint und zudem die Tage kürzer werden. In dieser Jahreszeit muss also der größte Teil des Verbrauchs vom Netzbetreiber hinzugekauft werden, während die Solaranlage im Sommer mehr produziert als man braucht und die Überschüsse eingespeist werden können. Rechnen Sie damit, dass Sie im Sommer 2.000 kWh zu viel und im Winter 2.000 kWh zu wenig haben. Den im Sommer eingespeisten Strom kaufen Sie also im Winter von Ihrem Versorger wieder zurück; im Übrigen zum 3- bis 4-fachen Preis. Dieses sogenannte „Sommer-Winter-Problem” ist in der Photovoltaik unumgänglich. Ob Direktvermarktung oder Wasserstoffspeicher hier sinnvoll helfen können, hängt erheblich von deren Konditionen bzw. Wirtschaftlichkeit ab.
Zur Begriffsklärung
Eine installierte Maximalleistung von 1 kWp (Kilowatt peak) auf einer nach Süden hin ausgerichteten, schattenfreien Dachfläche liefert etwa eine Jahresstrommenge von 1.000 kWh (Kilowattstunden). Im Durchschnitt liegen diese Idealbedingungen jedoch nicht vor, so dass der Jahresertrag je kWp in dieser Modellrechnung mit 666 kWh angenommen wird.
Angaben in Kilowatt (kW) beziehen sich auf die maximale Leistung(-sfähigkeit) des Solarmoduls, Angaben in Kilowattstunden (kWh) hingegen auf die Energie bzw. umgangssprachlich den Strom, der produziert wird, wenn die Sonne eine Zeit lang auf dieses Solarmodul scheint; denn Energie ist das Produkt aus Leistung mal Zeit. Scheint die Sonne also nur schwach oder zu kurz, ist die Energieausbeute gleich erheblich verringert.
Zum Autor:
Burkhard Schwarz ist Ingenieur für Elektrotechnik und Fachmann für regenerative Energien. Als Pionier der Photovoltaik und Elektromobilität betreibt er unter anderem die Vergleichsplattform thg-vergleichstest.at zur Beantragung der THG-ePrämie in Österreich.